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Sinnkrise eines Organisten

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Sinnkrise eines Organisten

„Henry ist die lmische Verarbeitung meiner Jugendzeit. Den schulischen Druck, der auf mir lastete, empfand ich damals als enorm. Damals war ich mit 14 Jahren kaputt und fertig als ich die Schule verlassen habe. Ich musste mich erstmal von dieser Institution befreien, von dem Konkurrenzdenken und dem damit verbundenen Stress. Es hat gedauert bis ich wieder zu mir ge- funden habe. Der Film zeigt ein wenig die Mechanismen der Welt in der ich mich damals gefühlstechnisch befand.“

Philipp Fussenegger über die Entstehung von „Henry“

HENRY Dom St. Blasien“Für diesen Film habe ich alles riskiert. Ich wollte nur diesen einen Film machen, koste es was es wolle: mehrere Kredite, ageeilweise fürchterliche Drehbedingun- gen, die das Team an ihr Limit brachten und dann kommt noch dazu, dass das Projekt meinen nanziellen Selbstmord forderte.

In der Vorproduktion habe ich mir den Mund wund geredet, damit ich das be- komme was ich will, z.b. das Kolleg St. Blasien als Drehort. Ich wollte diesen Drehort unbedingt. Das Internat im Schwarzwald, der Dom aus weißem Mar- mor mit seiner riesigen Kuppel unter welcher diese erhabene Orgel thront – einfach fantastisch. Da wusste ich, dies ist der Ort, wie ich ihn in meiner Geschichte ausgemalt habe.“

Philipp über die Charaktere und Protagonisten

“Ich fühle mich diesem Ort sehr nahe und gleichzeitig auch sehr weit davon entfernt. Henry und Erik sind beide Teil meines früheren Ichs. Ich war Erik, wenn mir eine subjek- tive Ungerechtigkeit wiederfahren ist, dann war da diese ungebremste Wut und Zorn, die ich einfach aus mir in den Raum schrie. Im Gegensatz dazu hat mir die Musik ein Ventil gegeben im Stillen wie im Lauten meine Gefühle zu verarbe- iten und eine gewisse Distanz zu meinen Gefühlen zu be- kommen. Ich höre in mich hinein und spiele aus mir heraus. So ist “Henry” entsanden.”

HENRY Nino BöhlauLukas Till Berglund

“Für die beiden Hauptrollen haben wir in öffentlichen Cast- ings im gesamten deutschsprachigen Raum rund 400 Kinder gesichtet. Gefunden haben wir zwei sehr begabte Schaus- pieler: Lukas Till Berglund (Henry) und Nino Böhlau (Erik).”

“Beide Charaktere im Film sind meines Erachtens sehr starke und liebenswerte Persönlichkeiten, die sich noch dazu so ähnlich sind. Die richtige Tragödie ist doch die, dass beide eigentlich Weggefährten sein könnten, beste Freunde sogar. Doch würden sie sich vereinen dann gäbe es auch diesen Film nicht. “


“Eine Stärke des Films ist sicher die, dass die Charkat- ere während der Dreharbeiten einfach enorm gewachsen sind. Ich habe das Casting mit Kindern gemacht und bei Drehschluss sind aus ihnen einfach Jugendliche geworden, die gerade mit ihrem ersten Liebeskummer zu kämpfen hat- ten. Das hat natürlich auch ihr Spiel und ihren Charakter verändert und ich denke, dass der Film davon sehr pro tiert hat. “

“Eine große Herausforderung für meine Protgaonisten war es, die Illusion zum Leben zu erwecken, begnadete Organ- isten zu sein. Keiner der beiden hatte vor Henry jemals an einer Orgel gesessen, geschweige denn auf einer gespielt. Doch beide bekamen Orgel- und Klavierunterricht und ha- ben die Stücke penibelst einstudiert. Das viele Üben war ein wichtiger Teil ihrer Rollenvorbereitung, es ist unglaublich, welchen musikalischen Fortschritt sie sich in dieser ver- gleichsweise kurzen Zeit erarbeitet haben. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie mir vertraut haben und sie sich mit mir auf diesen langen Weg begeben haben.”

“Wir haben für diesen Film ein sehr stimmiges Ensemble gefunden, wie z.B. Julia Julia Hummer, die eine strenge Musiklehrerin im Film mimt oder Dominik Susteck, der die Musik komponiert hat. Und natürlich ein besonderes High- light des Films: der Stuttgarter Knabenchor collegium iuvenum. Aber auch Leon Löwentraut, ein junger Nach- wuchskünstler aus Düsseldorf feiert im Film sein Debut als Schauspieler..”

Philipp über die Dreharbeiten

leon_löwentraut_webHENRY Julia hummer
“Die größte Schwierigkeit war, dass es keinen fortlaufenden Dreh gab, sondern wir uns nach dem Schulkalender un- serer Protagonisten und unserer Drehorte richten mussten. Die Dreharbeiten wurden in den schulischen Alltag des Kollegs Sankt Blasien integriert. Wenn die Schüler im Unterricht waren, haben wir in den Gängen gedreht, gab es keinen Orgelunterricht im Festsaal, dann haben wir uns zum Klavier oder an die Orgel gesetzt. Die ganze Crew hat auch immer mit dem Lehrpersonal oder den Internatsgruppen zu Mittag gegessen. Somit hat uns das Internat einen Drehrhythmus vorgegeben, dem wir uns anpassen mussten. Im Nachinein gesehen, ist es irgendwie amüsant, dass auch das Filmteam einen getakteten Tagesablauf im Kolleg durchlaufen musste. “