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Camp 14 – Total Control zone

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Camp 14 – Total Control zone

Marc Wiese saß in Washington in einem Kaffee als er das erste Mal von Shin’s Geschichte in der Zeitung las. Er las die Geschichte über einen 24 Jährigen der in einem Arbeitslager in Nordkorea geboren wurde und nach 23 Jahren nach Südkorea geflohen war. Marc wusste sofort, dass dies eine Geschichte ist die er erzählen musste.In Seoul traf Marc Shin, einen zutiefst traumatisierten Menschen, der nach einem halbstündigen Gespräch, dieses aufgrund von Kopfschmerzen beenden musste.

Die Ausgangssituation diesen Film zu machen, war schwierig, denn alle Sender und Magazine kannten die Story natürlich auch. Sie jagten ihn regelrecht. Daraufhin hatte Marc eigentlich schon beschlossen die Geschichte aufzugeben und nach Hause zu fahren. Denn das letzte was Shin zu diesem Zeitpunkt gebrauchen konnte, war von einer verrückten Medienmeute gejagt zu werden. Er wollte bereits nach Deutschland zurückreisen, als ihm Shin überraschenderweise kurz vor seinem Abflug anrief und meinte, dass er die Dokumentation gerne mit ihm machen würde. Einzige Bedingung: „Wir müssen Freunde werden“.

Die Arbeit gestaltete sich dann als überaus schwierig, erzählt Marc. „Er erzählte mir für meine Recherche einfach nichts Relevantes“. Der Grund dafür war, dass Shin die Erzählungen über seine Zeit im Lager zu sehr anstrengten. „Ich mache das nur einmal, ich gehe so sehr zurück in diese Welt, ich kann das nicht zweimal machen. Ich werde das nur einmal vor der Kamera machen, aber nicht noch einmal für dich, damit du siehst, dass ich das kann“. Mark vertraute ihm und so schafften sie es einen packend-schockierenden Dokumentarfilm zu machen. Shin ist bis jetzt der einzige bekannte Fall, der aus solch einem Todeslager geflohen ist.

Camp 14 ist ein Sträflingscamp für politische Gefangene in Nordkorea, in dem die Haft stets bis zum Lebensende reicht, weil Entlassungen im Protokoll nicht vorkommen. Viele der Inhaftierten wissen nicht, warum sie hier sind. Sie wurden deportiert, weil sie mit einem Straffälligen bekannt oder verwandt sind, gemäß dem 1958 von Kim Il-sung ausgegebenen Diktum, Klassenfeinde müssten „ohne Ansehung der Person bis ins dritte Glied ausgemerzt werden“. Die Sträflinge arbeiten in Landwirtschaft, Minen oder Textilproduktion, zwölf bis fünfzehn Stunden am Tag, und leiden unter chronischer Unterernährung. Soziale Kontakte sind untersagt, Mord, Folter und Vergewaltigung an der Tagesordnung. Kaum jemand wird älter als fünfzig. Es herrscht der Überlebenskampf eines jeden gegen jeden.[1]

Der Film erzählt die Stationen des dramatischen Lebensweges von Shin. Animationen die nach den Beschreibungen von Shin erstellt wurden, lassen das Camp und Schlüsselszenen seiner Erinnerungen lebendig werden. Und es gelingt Regisseur Marc Wiese auch zwei Täter vor die Kamera zu holen. Hyuk Kwon, ein Kommandan und Wärter in Camp 22 und Oh Yangnam der für den Geheimdienst der Polizei in Nordkorea gearbeitet hatte. Beide hatte er in Südkorea getroffen und interviewt. Der ganze Film kommt ohne Musik aus. Er verzichtet auch auf jeglichen Kommentar aus dem Off.
Die Taten und Geschehnisse, die teilweise an Grausamkeit kaum zu überbieten sind, werden von den Figuren vollkommen nüchtern und erstaunlich selbstreflektierend vorgetragen. Sie sind sich vollkomen im Klaren welche Gräueltaten sie begangen haben und versuchen gar nicht die Schuld von sich abzuwenden. Diese Interviewausschnitte zusammen mit Shins tragischer Vergangenheit zeigen ein schockierendes Bild von Nordkorea.

„Ich mache seit 15 Jahre Filme und es ist mir wichtig in meinen Filmen nicht nur die Opfer zu zeigen, sondern auch die Täter. Üblicherweise verstecken sich diese Leute hinter Aussagen wie „ich musste das machen, das waren unsere Befehle“ . Ich habe zuvor noch nie Menschen getroffen, die so definitiv Verantwortung übernehmen und sagten, ich habe getötet, ich habe vergewaltigt und ich habe die Frauen getötet, wenn sie schwanger wurden …“ –Marc Wiese