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vorne ist da wo wir sind

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Kunst und Krise

Frau Be und Herr Ce schliefen bei der Eröffnungsrede der Landes – Kunstpreisverleihung ein und wachten erst wieder gegen Ende der Rede auf. Sie schnarchten und lenkten einige böse Blicke von meinem blutenden Pelzmantel auf sie ab. Danach protestierte Frau Be mit zischenden Lauten gegen den Redner, nicht etwa so laut, dass es den Redner störte, sondern nur so laut, dass es die Sitznachbarn ablenkte und uns Kunstinterssierte das Zuhören erschwerte. Ich konnte Frau Bs Kritik nicht verstehen, da ich die mutige Entscheidung, das Thema Wirtschaftskrise bei einer Kunstpreisverleihung, begrüsste.

Ich muss aber leider zugeben, dass meine Gedanken während der Rede auch ohne Frau Bs Störattacken immer wieder abschweiften. Auf keinen Fall, weil die Rede des Landeshauptfraustellvertreters nicht ausgezeichnet war. Sie war ein Manifest, sie sollte weitergedacht werden und deshalb beflügelte sie meine Gedanken. Die Kunst hat nicht nur Möglichkeiten die Finanzkrise über gesellschaftliche Bezugnahme zu lösen. Nein, der Künster muss sich auch ernsthaft damit auseinandersetzen, dass er die Krise nicht verhindert hat und wenn er sie nicht verhindert hat, hat er sie möglicherweise, nein, er hat sie ganz sicher ausgelöst. Der Gedanke erbost mich, und deshalb finde ich, statt Künstler auszuzeichen, sollten sie bestraft werden. Vielleicht bin ich zu streng, aber zumindest sollten sie endlich einsehen, dass Kommerzialisierung der Kunst eine gute Möglichkeit ist, einen Beitrag beim Stabilisieren der Märkte zu leisten. Der Wert des Kunstobjekts soll ausschließlich über den finanziellen Gegenwert definiert sein. Kunst als Kapitalanlage und Spekulationsgut. In diesen Zeiten braucht die Wirtschaft, und somit wir alle neue Möglichkeiten, für die Spekulanten.

Weiters möchte ich den folgenden Gedanken noch protokollieren:
Politiker sind die besseren Künstler. Die einstigen Entscheidungsträger sind zu geistigen Wesen mit herausragenden rhetorischen Fähigkeiten herangewachsen. Sie treffen keine Entscheidungen, sie beraten, lassen beraten und ihre Aussagen sind als Wegweiser zu verstehen. Wäre nicht der nächste logische Schritt, gemäß ein Bild sagt mehr als tausend Worte, wenn grafische Ergüsse von Politikern erstellt werden würden. Ich habe eine Vision von einem Parlament, statt vieler Worte – Menschen vor Staffeleien bei der kreativ-schöpferischen Arbeit. Malen gegen die Krise.

Frau Be ist naturgemäß anderer Meinung. Ich versuchte ihr begreiflich zu machen welche Vorteile ein neuer, also Neo-Kunst-Liberalismus hat. Leider muss ich zugeben, dass ich durch die Diskussion, die Preisverleihung zur Gänze verpasst habe. Ich nehme an, dass sehr gute Arbeiten dabei waren. Herr Ce versicherte mir, dass die Arbeiten ganz in Ordnung waren. Wie bei solchen Veranstaltungen üblich, wird abschließend eine Orgie zelebriert. Welkes Mäzenenfleisch vereint mit jungen Künstlerblut bei Kaviar und Champagner. Zumindest darf man auch rauchen.

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